Mit dem e-bike und Zelt - Pfingsten 2025
von Heidelberg ins Jura
Das Reparaturwerkzeug schlummert ganz unten in der Seitentasche. Ich habe ja alles gecheckt vor der Abreise. Und dann seit langen mal wieder ein Platten. Und genau deswegen ist mir auch etwas bammelösig: wie ging nochmal das Hinterrad raus? Unter ständigem Nörgeln habe ich irgendwann den Schlauch in den Händen und suche in dem Brunnenwasser nach den Insignien der Undichtigkeit. Ja wirklich, genau in dem Moment als ich den Plattfuß bemerke, ist neben mir ein alte Kirche mit Brunnen. Und zu meinem Unverdruß finde ich keine aufsteigenden Bläschen oder irgendein Sprudeln. Ich baue einfach alles wieder zusammen, pumpe abgezählte 300 mal, bis der Reifen eine Mindesthärte hat. Die nächsten Stunden hält es.
Das hat schon einen Charme, eine bestimmte Strecke immer wieder zu fahren. Es ist die erste Etappe zum Camping Fleckenstein, wo eigentlich immer die Tradition des Freundetreffens gepflegt wird. Jedesmal ist die Strecke ganz anders, weil ein Philosoph nie zweimal in denselben Fluss fällt. Aber es gibt eine sehr schöne deja vu Dichte. Der erste Kaffee beim Bahnhofsbäcker, der Unterstand gegen einen Regenschauer und immer gerne wieder die Stelle, an der ich meinen Freund Kilian vom Fahrrad geholt habe, weil er partout nicht ins Bild der Kamera gepasst hat. Lauter Reminiszenzen und so ist es hier die dejavuesierteste Strecke in meinem Portfolio.
Ich bin doch früh auf dem Camping Fleckenstein angekommen. Pascal, der Campingcapo, gibt mir 25min zum Zeltaufbau. Dann kommt die ewige Flut. Die Wege hier stehen nach kurzer Zeit unter Wasser. Das macht das Abendprogramm ziemlich mühsam. Und es soll bis morgen mittag so weitergehen. Für heute ist es genug, liebe Welt, ich gehe in mein Plastikhaus und belausche den Regen.
Die Tagesetappe auf Komoot
Als erstes der Blick auf das smartphone: es ist 5:30 Uhr in der Frühe,
momentan ist alles trocken, aber in einer halben Stunde ist der Regen
zurück. Also wieder Räumungsalarm. Alles verpacken, die
tausend Teile im Zelt und dann das nasse Zelt einwursteln. Dann ab in
den Waschraum, in dem ich auch gestern den Regen überstanden habe. Jetzt
gibt es erstmal Frühstück im Trockenen und der Regenradar wird leer
geguckt. Ich hätte gerne Kekse oder Schokolade.
Hier
in dieser Waschküche lehnte über Nacht ein Rucksack mit einer Schachtel
Nussriegel. Sehr viele Riegel und jetzt einer weniger. Mir wird
langweilig und wenn nichts passiert, werden immer mehr Riegel weniger.
Ich könnte einen Plausch mit Pascal in seinem Führerbunker machen und
schmeiße mich für die 100m ins komplette Regenornat. Dann ist da aber
gar niemand in der Rezeption. Dann fahre ich eben in den Regen und teste
die Klamotten auf Dichtigkeit.
Das geht eigentlich ganz gut im Regen zu radeln. Das Ding ist aber, dass
man ja auch anhalten will. Etwas anschauen, hinsetzen und vespern. Man
steht halt doof im Regen. Leider null Cafés. Ich finde zumindest einen Bäcker und erwerbe einen Keks. Der mir gehört.
Premium
Gegend hier im Elsass. Eher unten in der Ebene und nicht oben in den
Vogesen sind die alten Dörfer charmant gepflegt. Und so ganz langsam
gewinnt die Sonne gegen die Wolken. Und sie hat noch einiges vor. Die
nächsten Tage sollen richtig heiß werden. Mein Fahrrad ist völlig
eingematscht und schon am zweiten Tag putze ich alles blank. Die
Satteltaschen müssen ja auch ins Zelt.
Das hätte ich nicht sagen sollen, dass die Sonne gewinnt. Da hauen die
Wolken nochmal ein Gewitter raus, wo ich gerade den letzten großen
Anstieg auf schlammigen Pfaden vor mir hab. Gerade das Radl
geputzt, da sau ich mich von oben bis unten in Matsch ein. Unten
angekommen am Kanal Marne muss ein weiterer Brunnen zur Grundreinigung
herhalten. 2x Großputz an einem Tag.
Das
war anstrengend heute mit dem Regen, dem ständigen Wind und den
schlammigen Strecken. Ich wollte mir eigentlich das Schiffshebewerk
anschauen, wo die Schiffe in einer große Wanne den Berg hochgezogen
werden. Aber meine letzte Aufmerksamkeit widme ich der Anfertigung von
einer Portion Spaghetti.
Die Tagesetappe auf Komoot
Beim Camping ist manches ziemlich einfach. Was ziehe ich heute an?
Einmal den Kleiderschrank. Komplett. 3 Paar Socken, alle 3 T-Shirts, 2
Pullover, lange Unterhose, Daunenjacke und obendrauf die
Antiregenschicht. Es soll heute endlich mal wärmer werden, aber
offenbar braucht dafür jemand Anlauf. Es startet bei 7 Grad und mir ist
einfach kalt. 3 Schlüppis halten die Stellung, ansonsten muss alles
herhalten gegen die Frühmorgenskälte.
Es
geht hoch in den Vogesenwald auf engen, noch nassen Pfaden. 1plus mit
halbem Sternchen auf der Romantikskala. Nach 35km hat mich die
Zivilisation wieder und ich sehe die ersten Menschen des Tages.
Ich
habe das gegoogelt: der Intermarche in Schirmeck hat Pfingstmontag
geöffnet. Pusteblume und nix wars. Ich habe bis morgen Mittag noch eine
Packung Nüsse. Doofes Schirmeck, doofer Intermarche.
Was so ein carefour für Glückskeksgefühle auslösen kann. Ich darf mir
alles kaufen, was ich mir schon immer kaufen wollte. Es ist alles da in
genügend Mengen. Das letzte Baguette habe ich ergattert.
Gibt es schon ein Buch über das Broteschmieren? Könnte man schlecht
unter Kochbücher subsumieren. Eher unter Lebensratgeber. Also, ich würde
das übernehmen. L’ Art de Broteschmieren
Absoluter Sahnetag, Sonne, überall Sonne.
Ich bin recht früh auf dem schönen Camping Municipal und wasche alle
meine Katzen. Die Klamotten könnten noch trocken werden. Was mich aber
umtreibt, wo die eine Socke geblieben ist. Ich wollte
sie gestern Nacht irgendwann anziehen. Das hat aber wohl nicht
geklappt, weil es zu eng im Schlafsack war oder ich einfach zu schnell
wieder eingeschlafen bin. Ich habe jedes Gepäckstück auf dem Boden
ausgebreitet. Nirgends und niente. Es treibt mich um.
Die Tagesetappe auf Komoot
Hier geht es weiter zu Teil2